Als 2014 ein GAiN-Katastrophenteam ins Land kam, wurde gerade die Stadt Mossul vom IS überrollt. Tausende von Christen und anderen Verfolgten flohen in die kurdische Autonomieregion, ins 85 km entfernte Erbil, wo sie von den GAiN-Leuten und den Mitarbeitern zweier Partnerorganisationen mit dem Lebensnotwendigen versorgt wurden. Inzwischen wurden die Hilfsangebote im Nordirak ausgebaut. Es gibt mobile Kliniken, die die Menschen medizinisch betreuen. Ausserdem stellt GAiN für über 300 Flüchtlingsfamilien regelmässig Pakete mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung und vielem anderen zur Verfügung. Zurzeit ist ein DART-Team («Disaster Assistance and Response Team») von GAiN für mehrere Monate im Irak im Einsatz. Sie fahren bis in entlegene Orte und kaum bekannte Flüchtlingslager, um die Leute dort zu versorgen.

Licht in dunkle Schulräume
Im November war GAiN mit einem Team aus Deutschland und zwei Schweizern vor Ort und konnte in Flüchtlingslagern und Schulen rund um Erbil willkommene Hilfe leisten. Trotz widriger Umstände ist Hilfe vor Ort möglich und bewirkt so manchen Lichtblick wie etwa für jene Grundschule, in der man die gesammelten Schultaschen und zusätzliches Schulmaterial sowie Müslimischungen begeistert entgegennahm. Die Schule besteht für die Klassen 1 bis 3 aus einem umfunktionierten Wohnhaus, ihm gegenüber sind für die Klassen 4 bis 6 einige Bungalows aufgestellt. Die Badezimmer und Toiletten reichen für die rund 400 Kinder natürlich nicht annähernd aus. Die kleinen Schulräume im Erdgeschoss sind so dunkel, dass die Lehrer begonnen haben, aus eigener Tasche Lampen zu kaufen oder welche von zuhause mitzubringen. Aber es gibt viel Licht in dieser Schule, das aus einer anderen Quelle kommt. Rektor Adison, der es in mancher Hinsicht nicht einfach hat, meint zuversichtlich: «Ich habe Jesus im Herzen, deswegen mache ich das.»

Zeichen setzen für die Hoffnung
Das Schöne einer Krise ist, dass sie das Beste in den Menschen zum Vorschein bringen kann. Ein GAiN-Mitarbeiter erzählt: «Mitten in einem der Flüchtlings-Camps mit über 700 Zelten habe ich etwas gesehen, das mir neue Hoffnung für die Menschen gab: Vor einem Zelt hatte ein Familienvater ein kleines Blumenbeet angelegt, dahinter eine aus Abfallholz gezimmerte Kinderschaukel, darauf ein kleiner Junge, der lächelnd schaukelte. Der Vater sagte zur mir: ‹Ich möchte meinen Kindern auch hier ein Zuhause schaffen.› Sie haben ihre Heimat verloren. Wenn sie jetzt nicht ein klein wenig Glück fühlen, wird auch ihre Hoffnung verloren sein.»

Ein anderes Beispiel ist jener Ägypter, der aufgrund der Irakkrise ganz alleine nach Erbil kam, weil er sich von Gott gerufen sah, etwas gegen die Not zu unternehmen. Jeden Morgen kocht er nun 1000 Eier, zieht dann damit los und verteilt die Eier in den Flüchtlingslagern, die seit dem Ausbruch des Krieges im Irak kontinuierlich zunehmen. Ein Ei am Tag ist gerade genug zum Überleben. So ist dieser Mann schnell für viele zum Helden geworden. Wohlgemerkt, der Mann ist Moslem und er dient den Christen. Eigene Erfahrung von Not hat den Mann gelehrt und bewegt, selber in die Bresche zu springen. Er hilft, weil er die Notwendigkeit sieht. Ihm sind die ethnischen oder religiösen Unterschiede egal. Er macht sich auf den Weg, packt dort an, wo seine Stärken sind. Im Eierkochen. Er bringt mit der «Eier-Strategie» Hoffnung in die Flüchtlingslager.

Segensströme
GAiN ist seit Herbst 2016 auch von der Schweiz aus tätig. Als Leiter von «GAiN Switzerland» möchte Andreas Zindel mithelfen mit Team und internationalem Netzwerk Hoffnung in die unzähligen Krisenherde dieser Welt wie den Irak zu tragen. Gerade kürzlich kam ein Anruf: Ob GAiN 32 Palette Suppe abnehmen könne, fragt der Chef des Sammelzentrums. «Die Ware muss bis Ende Woche raus, ansonsten geht es den Weg alles Irdischen.» ‒ Dies ist unsere Schweizer Welt, in der wir leben, ein Privileg, das mit grosser Verantwortung verbunden ist. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Teil eines komplexen Wirtschaftssystems, das nebst einem anspruchsvollen Lebensstil auch Überfluss und Verschwendung fördert. Diesen Überfluss wollen wir mit GAiN notleidenden Menschen zugänglich machen ‒ damit wenigstens ein Teil der jährlich zwei Millionen Tonnen einwandfreier Lebensmittel und anderer Güter in der Schweiz nicht vernichtet werden muss, sondern notleidenden Menschen zugutekommt.