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„Wir hatten es besser in Moria“

„Wir hatten es besser in Moria“

Fotograf: Silas Zindel

Die 24-jährige Asylsuchende Safiya Mohammadis aus Afghanistan sitzt am Ufer einer kleinen Bucht in der Nähe der Inselhauptstadt Mytilene und blickt auf das tiefblaue Wasser der Ägäis. Sie denkt an ihren kranken Ehemann im neuen Flüchtlingslager. An ihren fünfjährigen Sohn, der eine Brandverletzung am linken Bein erlitten hat. An ihren Zweijährigen, der das Essen im Lager verabscheut und sich weigert, es zu essen. Sie denkt an den kommenden Winter, wenn warme Nachmittage wie dieser bald von Kälte und vielleicht Schnee abgelöst werden. Vor allem beunruhigt sie, dass es keinen klaren Weg für die Zukunft gibt. Sie hat keine Ahnung, wann sie zu ihrem Asylantrag befragt wird, obwohl es ein Jahr her ist, dass sie mit einem Schlauchboot aus der Türkei auf Lesbos angekommen ist.

„Wir hatten es in Moria besser“, sagt Mohammadi mit einem Seufzer. Eine Aussage, die fassungslos machen kann – man hört sie jedoch von vielen Asylbewerbern auf Lesbos. Moria, das größte und berüchtigtste Lager Europas, war zum Synonym für einen höllischen, gesetzlosen, verkommenen Ort geworden, an dem grundlegende Menschenrechte jahrelang mit Füßen getreten wurden.

Das ganze Interview findest du hier.

Gemäss unserem Partner vor Ort, EuroRelief (ER), hat sich die Arbeit im Lager in den letzten Tagen etwas stabilisiert. EuroRelief ist wie früher in Moria zuständig für die Unterbringung der Flüchtenden im Camp, so haben sie beispielsweise nach dem ersten starken Regen letzte Woche mehr als 70 Menschen in neuen Zelten untergebracht, weil ihre vorgängigen überflutet wurden. Zusammen mit verschiedenen NGOs kümmern sie sich auch um Wassergräben, Sandsäcke und um Hilfsgüterverteilungen. Manchmal sei es frustrierend, nicht immer sofort helfen zu können, sondern auf die Genehmigung warten zu müssen; die Autoritätslinien im neuen Lager sind anders als in Moria. Die griechische Regierung ist entschlossen, die Verantwortung für alle Bereiche und Aktivitäten im Lager zu haben. Sie hat eine enge Partnerschaft mit dem UNHCR – die dann schlussendlich die Führung übernehmen. Die Aktivitäten, an denen ER beteiligt ist, laufen sehr gut! Sie hatten somalische Frauen, die Volleyball spielten und lustige, kreative Aktivitäten für Kinder. ER hofft, demnächst noch mehr solche Aktionen im Camp durchführen zu können Gemäss ER leben etwa 7500 Menschen momentan in «Kara Tepe 2».

Als GAiN sind wir an diversen Abklärungen, wie wir unsere Arbeit in Griechenland erweitern sollen, um noch mehr Menschen dienen zu können. Geplant ist, weitere Partner zu gewinnen, die wir in ihrer Arbeit vor Ort unterstützen können. Für Dezember ist ein Hilfsgütertransport vorgesehen, der von Holland aus startet und noch einen Container bei uns mitnehmen wird.