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Transport in Zeiten von Corona

Transport in Zeiten von Corona

Unser letzter Transport nach Griechenland stand ganz im Zeichen von Corona. Nicht nur der Inhalt mit diversen Materialien für die Isolationsstation in Moria, auch der Weg nach Griechenland versprach einiges mehr an Aufmerksamkeit als normal. 

Die Fahrer mussten unterwegs Schutzmasken und Handschuhe tragen und in Italien wie in Griechenland wurden zusätzliche Formulare ausgefüllt, die mit Informationen zu den Fahrern und dem Zeitplan des Transportes ergänzt werden mussten. In beiden Ländern viel den Fahrern der wenige Verkehr besonders auf, besonders rund um die Grossstädte Mailand und Athen erwies sich das als sehr angenehmer Nebeneffekt für die Fahrt. In Ancona (verlassen von Italien) und bei der Ankunft in Patras (Griechenland) wurden die Papiere durch die Behörden genaustens angeschaut, aber die Weiterfahrt ohne Einschränkungen zugelassen. 

Die Räder rollten bereits über den Hafenboden von Lesbos, doch heisst das nicht zwingend, dass man schon dort angekommen ist. Wie bei unserem ersten Transport im Jahr 2018 wurden wir besonders genau unter die Lupe genommen. Die Hafenbehörde belegte unsere Fahrer mit einer hohen Busse, weil wir gemäss ihren Auslegungen nicht berechtigt gewesen wären, den Transport auf die Insel durchzuführen. Wie auf der Insel üblich, werden in einem solchen Fall die Nummernschilder entfernt und bis zur Begleichung der Busse zurückgehalten. Lustigerweise durften wir dann, folglich ohne Nummernschilder, weiter zum Hilfsgüterlager fahren, um den LKW zu entladen. 

Nach einigen Verzögerungen und unter der grossen Mithilfe der Schweizer Botschaft in Athen, konnten die Fahrer nach einer Woche Wartezeit wieder auf die Rückreise in die Schweiz. 

An dieser Stelle möchten wir unseren Fahrern nochmals von Herzen danke sagen. Falls auch du den Lastwagenführerschein hast und gerne mal einen Transport nach Griechenland miterleben möchtest, dann melde dich bei Andreas Keller (andreas.keller@gain-switzerland.ch)

Hoffnung für Familien im Irak

Hoffnung für Familien im Irak

Tabea Geissbühler, Agape international Mitarbeiterin lebt momentan im Nordirak und unterstützt unseren lokalen Partner tatkräftig vor Ort. Hier ein kurzer Einblick in ihre Erlebnisse.

«Seit einer Woche befinden wir uns hier im Hausarrest. Restaurants und Salons sind geschlossen, einzig die Lebensmittelläden sind offen. Schulen sind schon seit einem Monat zu und die Kinder werden auch nicht zu Hause online weiter unterrichtet. Väter bleiben ebenfalls zu Hause, da sie keiner Arbeit mehr nachgehen können, nur wenige haben die Möglichkeit, Homeoffice zu machen. Die meisten hier nehmen es gelassen. Nur zu gut kennen die Leute den Hausarrest von unzähligen Kriegen. Der letzte liegt nur wenige Jahre zurück.

Nicht zu arbeiten bedeutet für viele kein Geld zu erhalten. Hier wird alle zwei Wochen der Lohn ausbezahlt, zudem sind viele Tagelöhner.

 

Verteilungsaktion

Aus diesem Grund hatten wir eine kleine Verteilungsaktion gestartet. Organisationen, welche humanitäre Hilfe leisten, ist es weiterhin erlaubt, das Auto zu benutzen. Jedoch muss man sich an unzähligen Checkpoints ausweisen und genau erklären, zu welchem Zweck man wohin will. Wir besuchten in einem Dorf einige muslimische Familien, die vom IS aus ihren Dörfern vertrieben wurden und deren Männer alle Tagelöhner sind. Wir brachten ihnen frisches Gemüse, Teigwaren, Tee und andere wichtige Artikel. Natürlich konnten wir den Ort nicht verlassen, ohne zuerst noch einen Tee bei ihnen getrunken zu haben. Dass wir in dieser Zeit an sie denken und uns bemühen, sie zu besuchen, war für sie eine spezielle Ermutigung. Ich hoffe, dass unser Besuch nicht nur ein paar Esswaren, sondern auch Hoffnung und Frieden in ihren Herzen hinterlässt.»

Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung im Camp Moria!

Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung im Camp Moria!

Esther Hauser war Ende 2019 für sieben Wochen auf Lesbos im Flüchtlingscamp Moria. In dieser Zeit stieg die Zahl der Neuankömmlinge täglich und das bereits überfüllte Camp wuchs immer weiter. Esther erzählt uns, was sie im Camp erlebte und wie sie den Menschen Tag für Tag begegnete.

Ich habe schon länger den Wunsch, Menschen Hilfe und Hoffnung zu bringen und ich wollte herausfinden, ob die Flüchtlingsarbeit für die Zukunft etwas für mich wäre. Zudem bin ich neugierig und abenteuerlustig und wollte mal live sehen, wie das so zu und her geht in einem Camp.

Als ich ankam, waren ca. 16’000 Flüchtlinge im Camp, aber jeden Tag kamen neue Menschen mit dem Bus im Camp an. Als ich abreiste, waren es 19’000. Transfers auf das Festland fanden nur wenige statt in dieser Zeit. Und somit füllte sich das Camp und die angrenzenden Olivenhaine von Tag zu Tag mehr.

Vor allem morgens war auf der Hauptstrasse im Camp fast kein Durchkommen mehr. Sobald die Kinder mich mit der roten EuroRelief Leuchtweste sahen, kamen sie rufend «my friend, my friend» angerannt, schlangen sich um meine Beine, hielten meine Hand und wollten auf den Arm genommen werden. Die Erwachsenen, auch «my friend» oder «hey, EuroRelief» rufend, hatten allerlei Fragen oder Anliegen mitzuteilen. Auf der Hauptstrasse im Camp vergrösserte sich der Früchte- und Gemüsemarkt von Tag zu Tag und es wurden fleissig Holzkonstruktionen gebaut, in denen kleine Shops oder Essensstände betrieben wurden. Ich habe in meinem Leben keinen besseren und günstigeren Falafel gegessen als in Moria!

Jeden Morgen begannen wir den Arbeitstag mit einem Briefing und einem kleinen Input. Danach wurden die Arbeiten verteilt. Mir war wichtig, jeden Tag etwas anderes zu machen, um in alle Bereiche rein zu sehen und keine Routine zu entwickeln. So war ich immer wieder im Warenlager und machte Kleider-Päckchen für die New Arrivals (Neuankömmlinge), gab tausende von Windeln aus, machte unzählige Kopien von Ausweisen, verteilte Tickets, damit die Frauen und Kinder eine warme Dusche nehmen konnten, machte Housing, Mapping, war im New Arrival- und Frauenbereich eingeteilt.

Aber egal wo ich arbeitete, immer kam ich in Kontakt mit den teils schrecklichen Lebens- und Fluchtgeschichten der Flüchtlinge. Sah täglich die unmenschlichen Lebensbedingungen im Camp, erlebte selbst den alles durchnässenden Regen und die Kälte.

Die grösste Herausforderung aber war, dass ich das Gefühl hatte, nicht viel machen zu können gegen dieses grosse Leid. Meistens musste ich nein sagen, wenn die Menschen mich um etwas baten, weil wir als Organisation schlicht nicht genug davon hatten. Ich musste mich immer wieder fokussieren auf das, was ich eben tun konnte: Menschen ehrlich zu hören, Verständnis und Anteilnahme zeigen, in ihre Sprache übersetzen, mir Zeit nehmen und zum Tee trinken bleiben. Und wenn ich an meine Grenzen kam, was täglich geschah, musste ich mit all den Menschen und Situationen zu Jesus rennen und sie bei ihm abladen. Das half mir enorm, dass ich nicht zerbrach. Ich tat meinen, sehr beschränkten Teil, und Jesus muss seinen Teil tun, sich um die Menschen zu kümmern. Das zu wissen half mir, die Zeit besser zu ertragen. 

Ja, es war eine intensive, traurige, schmerzhafte Zeit, die nachhallt in meinen Gedanken und  Gefühlen. Ich brauche Zeit fürs Verarbeiten. Aber ich bin auch sehr dankbar für alles, was ich sehen und erleben durfte. Und für Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung, die es auch in Moria gibt.